Kategorie: Blödeleien

Hiddenseeer Elegien, Teil 5: Vom Kotzenmüssen und -wollen

Ich leide heute unter meinen Kochversuchen. Dabei konnte man da nicht viel falsch machen, eigentlich: Zwiebeln, Rindswurst, Tomaten, Gewürze, und das braten. Aber dazu das Öl von den in der letzten Nacht verschlungenen Trockentomaten zu verwenden, war suboptimal. Nun plagt mich ein Schluckauf, und übel ist mir auch. Heute abend bleibt die Küche kalt.

Bei der Sichtung der digitalen Nachrichten zum sogenannten Frühstück stelle ich fest, dass Franziskus bald den Ehrennamen „van Almsick“ verliehen bekommen dürfte, so hemmungslos populär wie der grad tut. Muss ich jetzt auf ein liebgewonnenes Feindbild verzichten? Aber ich vertraue auf den Kirchenapparat, so „heiß“ (höhö!) wie das jetzt gesprochen wird, wird das in der nächsten Bulle nicht sein. Der Schweinkram unter Männern wird den hochamtlichen Segen nicht erhalten, eher kommt ein Päderast in den Himmel.
(Irre ich mich, oder ist die Kirche bei den Praktiken, die auf einer kleinen griechischen Insel perfektioniert wurden, duldsamer? Na gut, die Frau spielt im Christentum eh nicht so eine große Rolle, wenn sie nicht als Muttergottes daherkommt, hat also ihre Nische sicher.)

Heide graut’s mir mal beim Ausflug. Ja, Schenkelklopfer, Heidekraut. So weit das Auge reicht.
„Es war die Eule, nicht der Kuckuck!“ Auch das ist geklaut, zum einen bei Shakespeare, zum anderen bei Sasha Krieger, der so ähnlich eine seiner lesenswerten Rezensionen überschrieb. Erneut „Na und?“. Eigentum ist Diebstahl, geistiges sowieso, wenn es nicht gerade um meines geht.
Was ich damit beschreiben wollte, war auch nur die Eule am Eingang zum Naturschutzgebiet. Der Witz überrascht durch seine geringe Fallhöhe.

„Vorsicht Kreuzottern!“, ein Schild mit dieser Botschaft ziert ein Grundstück, das ich passiere. Der Besitzer muss Psychologe sein und/oder in der Werbebranche arbeiten. Die Aussage und Wirkung ist dieselbe wie bei „Betreten verboten!“, aber es klingt ungleich freundlicher.

Es geht ein Wind, ein heftiger, und der macht mächtig Wellen. Aber das Wasser ist deutlich wärmer als am Wochenende, oder ich bin inzwischen männlicher geworden. Ein Vergnügen, die Heldenbrust den rauen Naturgewalten darzubieten und von jenen ordentlich auf die Fresse zu bekommen. Ich kann nicht genug kriegen.

Apropos Masochismus: Später am Tage ziehe ich mir in einer schwachen Stunde das MDR-Fernsehen rein. Manchmal muss ich das haben. Es ist so bräsig wie eh und je, am Leipziger Flughafen werden Autos gestohlen, oje-oje-ojemine, der rüstige Rentner vermisst seinen Geländewagen. Mögen doch wieder mehr Reissäcke umfallen in China.
Es wird auch halb acht nicht besser, Tendenzfernsehen. Die Anhalter Regierung setzt jetzt voll auf Transparenz, wer für die IGB arbeitet, darf nicht mehr an von jener begünstigten Firmen beteiligt sein oder muss dies zumindest angeben vorher. Und vielleicht auch was abgeben … Haben die nie was von Compliance gehört? Sagenhaft.
Der erste fernsehjournalistische Grundsatz (ohne Krawatte = Sport) gilt immer noch, und der Selbstverteidigungsminister sieht aus wie ein trauriger Dackel. Den Spitznamen „Die Misere“ kann er jetzt getrost von seinem glücklosen Verwandten übernehmen.

Aber zurück ans Wasser. Ein Tiefflieger passiert den Strand und macht uns deutlich, dass welche aufpassen, auf Friedenswacht sind, während wir Zivilisten feige Urlaub machen. Erwähnte ich schon, dass auch ich Soldaten für Mörder halte? Zumindest für potentielle?

Noch was unter Männern: Freunde, wenn ihr ein T-Shirt am Strand tragt, ist das ok. Auch gegen einen Rucksack ist nichts einzuwenden beim Flanieren. Aber bitte, dann verpackt euer Gemächt. Es gibt kaum etwas Peinlicheres als einen Mann unten ohne, mit freier Hängung in der Öffentlichkeit. Ich weiß, das ist ein freies Land, aber es gibt auch Grenzen.
Bei Damen würde ich den Einzelfall prüfen wollen, aber die kommen eh nicht auf solche kruden Ideen.

Nicht nur ich werde darob zornig, auch der diensthabende Wettergott. Und nun wird es richtig beeindruckend. Erst dunkel, dann finster, dann Schluss mit lustig. Die weichen Eier um mich herum flüchten in Scharen, obwohl das Wasser im Prinzip dasselbe ist, was nun von oben statt von unten kommt.
Auch ich trete den Rückzug an, jedoch geordnet und in Würde, was mir einige schöne Fotografien beschert, aber auch ein klatschnasses Hemdchen. (Ja, ich hatte eine Badehose an.) Eine halbe Stunde später lächelt der Himmel unschuldig, als wär nichts gewesen.

Auf meiner in alle Richtungen offenen Abneigungsskala nehme ich anlässlich meines Hafenbesuchs dann eine weitere Spezies auf: Die In-Einem-Fisch-Imbiss Curry-Wurst-Fresser. Hier kann man mit hoher Sicherheit von einer fortgeschrittenen Verblödung ausgehen.
Der von mir georderte Rotbarsch schmeckt aber auch nicht, obwohl ich parteipolitisch großzügig bin.

Dann besagte schwache Stunde, ich musste putzen und auf Figaro kam Wagner live. Aber ohne Bild fetzt das nicht, es kam also zu meiner Begegnung mit dem MDR-Fernsehen.

Mein letzter Abend auf der Insel, Godewind zieht, u.a. mit dem W-LAN. Aber auch das Bier ist gut, vor allem wenn man weiß, dass das „Hiddenseer“ in der Oberlausitz gebraut wird. Noch ein weiterer väterlicher Rat sei mir gestattet: Auf einer im Prinzip autofreien Insel wirkt es etwas komisch, wenn man den Porsche-Schlüssel effektvoll auf den Kneipentisch knallen lässt. Sogar sehr blonde Damen verstehen dies als Imponiergehabe. Wobei, vielleicht schlägt es ja trotzdem an, keine Ahnung, ich hab kein Auto. Nicht mal einen Porsche.

Apropos reich und schön: So oft, wie ich auf meinen diversen Kanälen in den letzten Tagen „Meine Insel“ lesen konnte, scheine ich einem vielfachen Immobilienbetrug allergrößten Ausmaßes auf der Spur zu sein. Ich beantrage Akteneinsicht beim Grundbuchamt! Und gründe eine Selbsthilfegruppe! Denn viele jener, die sich als Inselbesitzer wähnen, dürften dort nicht mal im Kleingedruckten vorkommen.
Oder ist Hiddensee immer noch Volkseigentum? Das letzte seiner Art? Ich dachte eigentlich, dass Fräulein R. aus der Seminargruppe nebenan damals das letzte gewesen wäre … Aber ich irre mich auch gelegentlich.

Mickey Mouse und die Fahne des Todes

(eher was für Insider der BRN)

Früher waren alle außerhalb eines Hauses in der Kamenzer (gleich beim „Bottom’s up“) nur Kackbratzen. OK, damit konnte man leben, zumal man mit dem „Fickt Euch“ noch interessante Anregungen bekam. Denn auch wenn das die Bannerspanner nicht gerne lesen: Die Mehrzahlform dieses Spruches ist voll auf Linie, und zwar auf der des legendären Tagesbefehls Nr. 2 der BRN 2011.

Nun soll aber das harmlose Mickeymäuschen ein Killerkaninchen sein, weil es eine Fahne bewohnt. Und Fahnen symbolisieren Grenzen, und an Grenzen sterben Menschen.
Mal abgesehen davon, dass Menschen auch anderswo sterben, im Bett zum Beispiel, und man deshalb Kopfkissen auch nicht unbedingt als böse empfindet, lohnt diese Vernehmlassung einer näheren Betrachtung. Einer Grenzwertbetrachtung.

Zweifellos gibt es Grenzen, die zum Zwecke errichtet werden, Menschen drin oder draußen zu halten. Und diesen Zweck setzt man auch öfter mit Gewalt durch, ob nun in Mexikos Norden, im Gaza-Streifen oder am 38. Breitengrad in Korea. Früher soll es hier auch mal so was gegeben haben.
Mir sei allerdings die Behauptung erlaubt, dass diese Grenzen gänzlich unabhängig von Fahnen existieren. Es hat also keinen Sinn, alle Fahnen abzuschaffen, das löst kein Grenzproblem.
Und umgekehrt: Auch wenn – sagen wir mal – die Flagge eines ortsansässigen gerade noch Zweitklassvereins im Fußballsport ein ästhetischer Anschlag auf die Allgemeinheit ist, droht von ihr doch keine Lebensgefahr. Und wer schon einmal in die psychologischen Untiefen eines Kleingartenvereins blickte, wird erschauern, das aber nicht mit der Vereinsfahne in Verbindung bringen.

Und unsere Fahne, die wir nun mit viel Esprit und Mühe unters neustädtische Volk gebracht haben? Sie repräsentiert doch eher die Grenzenlosigkeit, in vielerlei Hinsicht. Gewiss, im Extremfall kann man daran durchaus sterben … Das Leben als solches ist eines der gefährlichsten.

Also, liebe Nicht-Kackbratzen, im nächsten Jahr bitte witziger. Und bis dahin fickt Euch. Gegenseitig!

PS: Ich möchte übrigens, falls ich mal sterben sollte, mit der Neustadt-Fahne zugedeckt werden.

Who the fuck ist eigentlich dieser Götze?

Der Livekommentar vom Sessel aus, in Facebook festgehalten.

„Man hat sich am deutschen Fußball vergangen“, sagt ein alter Mann mit Brille, der soll wohl populär sein. Das geht ja gut los beim ZDF.
Auch sonst sehr dramatisch.

Schicke Brille hat der Klopp, der Ollie könnte mal zum Friseur.

So ein Wirbel um diesen Bubi? Justin Bieber in sportlich. Dass die Gesetze des Marktes auch und gerade beim Fußball wirken, sollte doch bekannt sein.

„Real weghaun“, genau. Ich geh auch lieber in den Konsum.

So richtig nett sieht eigentlich keiner aus, doch, Mourinho.

Um Gottes Willen, was haben die denn an? Hier vergeht man sich nun wirklich am deutschen Fußball.

„Der Scalp von Klopp fehlt ihm noch“, aha, deswegen die viele Polizei.

Nach 1.52 min beginne ich mich zu langweilen.

Rote Schuhe, schick.

Kann das sein, dass Mourinho dicker geworden ist? Was nimmt der denn?

Auf dem Feld herrscht Freude. Zumindest bei einem Teil der Spieler.

Die himmelblauen Hemdchen haben was. Zumindest deutlich mehr als dieser Design-Unfall in schwarz und gelb.

Die können das Tor so oft zeigen wie sie wollen, es gilt trotzdem nur einmal.

Ich hab den Eindruck, es sind mehr Gelbe als Weiße. Ob das Mourinho merkt? Oder ist das so üblich bei Heimspielen?

Übrigens, Borussia ist der latinisierte Name des ehemaligen deutschen Königreichs Preußen.

Ob das jeder im Stadion weiß? Ist ja auch egal.

Allerdings: Die Borussia – Stiftung und Kulturgemeinschaft Olsztyn / Allenstein ist eine auf kulturellem Gebiet tätige Nichtregierungsorganisation im Nordosten Polens.

Uns so schließt sich schön der Kreis zu den frühen Gastarbeitern in den Ruhrzechen, die heute so schön den deutschen Fußball speisen.

Auf dem Rasen ist nicht so viel los, da kann ich weiter wiki-en.

Auweia, hingefallen isser.

Und so kanns kommen. Viva l’Espagna, viva Don Carlos.

Eigentlich wollte ich schreiben, dass mir bei „Borussia“ auch Diederich Heßling einfällt, obwohl der Teutone war. Egal, derselbe Krempel.

„Kollektiv“, lange nicht gehört, dieses schöne Wort. Nun Pausentee, wie wir Reporter sagen.

Ob der Hoeneß den Götze von der Steuer absetzen kann?

Aha: Die dritte Borussia der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft (Hapag) war ein von der Krupp´schen Germaniawerft in Kiel gebautes Einzelschiff, das als Truppentransport- oder Auswandererschiff eingesetzt werden sollte.
Am 22. Oktober 1907 kenterte die Borussia bei der Kohlenübernahme auf dem Tejo nahe Lissabon. Drei Personen kamen dabei ums Leben.
Und wer kommt aus Lissabon? Richtig. Ein schlechtes Omen.

Die schönen Tage von Aranjuez sind für Borussia erstmal vorbei. Können Sie mir folgen?

Der Palacio Real de Aranjuez (span. „Königlicher Palast von Aranjuez“) ist ein Schloss in der gleichnamigen Stadt in Spanien, ca. 50 Kilometer südlich von Madrid.

Was der Löw so erzählt … Was ist der eigentlich von Beruf?

Die Frisur von dem Reus hab ich in den achtziger Jahren mal gesehen.

Viva Polonie! Aber die Bäuche könn’se wieder einpacken bitte.

Wenn man eine gelbe Karte bekommt, kann man die dann behalten?

Hoijoijoi …

Und ne vernünftige Frisur hat er auch, der Reinmacher.

K. S.
Noch ein Tor darf er aber nicht schießen, sonst wird er von Bayern gekauft.

„Ich werde nie zum FC Bayern gehen …“

Ohne seinen Migrationshintergrund sähe der teutsche Fußball ziemlich alt aus.

Der Reporter bemerkt, dass B. noch richtig was draufgelegt hat nach der Pause. Das überrascht mich nun doch.

Drei Ecken, ein Elfmeter. Das würde das Spiel aufwerten, fernsehtechnisch.

Nein, kein Elfmeter, höchstens neun.

Angesichts der wirtschaftlichen Gesamtsituation in Europa wären ein paar spanische Tore nun angebracht.

Zu Zeiten Philip II. war Madrid übrigens der Mittelpunkt der Welt, machtpolitisch gesehen. Ist aber schon eine Weile her.

Herr Reus hätte sich aber „Gelb“ reichlich verdient.

K. M.
Ich lese parallel den live Kommentar von der Konkurrenz – deiner ist amüsanter – nur weiter so 🙂

Ich hätte Don Carlos eingewechselt. Kaka, das klingt ja albern.

Großes Theater. An welches Haus geht der denn in München?

Was den Franzosen die Algerier, ist dem Ruhrpott offenbar Schlesien.

Blöd ist ja, dass man am Ende gar nicht weiß, wer weitergekommen ist. Könn die das nicht gleich ausspielen? Kann mich doch unmöglich nochmal so lange vor die Glotze setzen.

Wenn einer so große Handschuh hat, ist es ja auch kein Wunder, dass der alles hält.

Aha, er hat also schon an drei Paraden teilgenommen.

Wenn einer „Kevin“ heißt, kann man getrost Landsmann zu ihm sagen.

K. M.
Kriegst Du das beim Endspiel als Livestream-Hörbuch hin?

Bei schönen Frauen bin ich willenlos. (Offtopic)

Schieber, Schieber … hab ich früher auch gerufen, als der BFC immer in Dresden gewonnen hat.

„Schluss, aus, vorbei“. Welch überraschende Worte zum Ende. „Der Wahnsinn“. Auch das.

Dann also im Finale doch Preußen gegen Bayern. Dann könn die aber auch in Leipzig spielen. Spart Reisekosten, und die Hütte dort ist eh leer.

Freuen wir uns nun auf das Livekabarett mit Ollie & Ollie.

Ich sollte übrigens auch mal Oliver heißen, der Kelch ging aber an mir vorüber.

Ein 4:1 ist allerdings kein 4:0, das wollte ich nur mal gesagt haben.

Ach, Ollie … Ein Sakko wie von Präsent20 und dann noch reden über Dinge, zu denen Dir der Zugang fehlt … Aber rechnen geht.

„Ja gut, äh …“ Mir hat schon was gefehlt. Obwohl der Froanz gar nicht dabei ist. Das Bullshit-Bingo kann beginnen.

Ollie hat genau beobachtet. Er ist ja auch ZDF-Experte von Beruf.

Und das 2:1 war doch Abseits, sagt der Sessel-Experte.

Tänzerisch ist das 3:1 aber zwei Tore wert, das gleicht sich also wieder aus.

Hat der Welke eigentlich einen Hals? Fällt mir grad so auf.

Wir müssen gucken. Genau. Erst mal gucken, dann mal sehn.

Vollmond, nicht im Fernsehen, sondern draußen. Schön.

Im Gegensatz zum Blödel-TV muss man bei der Quiz-Frage richtig nachdenken. Gab’s zu Netzers Zeiten schon die Champignon-Liga?

Ich bin emotional ein Bayern-Fan. Keine Ahnung warum.

Dante … auch ein schöner Name.

Ach, Rüberie … tu es grand.

Darf man hier „Schweinchenbesteiger“ schreiben? Ich mag den einfach nicht.

Karl-Heinz will sich den FC Bayern nicht ohne Hoeneß vorstellen. Ja gut, äh, aber im Knast hat man doch auch fernsehen?

Herr Mourinho hat es nicht genau gesehen. Hätte TV gucken sollen.

Also: Die Borussia ist nicht vor Lissabon gesunken, Preußens Glanz strahlt durchaus.

Jetzt reicht es aber mit Fußball. Zurück in die Funkhäuser.

Mehr als Berlin: Müller’s Haifischteich

Hai-Alarm am Müggelsee“, ein Film von Leander Haußmann und Sven Regener, 2013, gesehen in der Schauburg Dresden

Ich bin – wie so oft vorher –skeptisch. Der hl. Franziskus der deutschen Filmkritik hatte sich sehr abfällig geäußert, und es macht sicher keinen Spaß, einem halben Dutzend Leute, die sich durch „Herr Lehmann“ unsterblich gemacht haben, dann doch beim künstlerischen Tod zusehen zu müssen. Aber ich bin auch neugierig.
Zudem bin ich heute abend stolzer Besitzer einer ausgewachsenen schlechten Laune, das Traumpaar Regener / Haußmann hat also nicht die besten Voraussetzungen. Doch sie sollen ihre faire Chance kriegen.

Zu allem Überfluss wird die Latte im Werbeblock hochgehangen: Almodovar hat jetzt eine Komödie gedreht, „Fliegende Liebende“ heißt sie und macht einen sehr sympathischen Eindruck im Trailer.
Und dann noch ein Fehlstart: Film mit Ton ist ok, aber mit Bild wär er noch schöner.

Schließlich beginnt es doch. Friedrichshagen am Müggelsee. Ein Mann geht ins Wasser. Kurze Zeit später fehlt ihm eine Hand.
Auf der anderen Seite der Welt wird ein Hippie-Haifischjäger mit selbstgebastelter Greencard durch smarte Cops verhört: Wie foltert man Haie? Mit Waterboarding natürlich. Ich muss erstmals grinsen.
Selbiger wird ausgewiesen und schippert mit seinem Hausboot dann über die Weltmeere, nach Hause, zum Müggelsee. Das ist hübsch gezeichnet, bislang gibt es nichts zu meckern am Film.

Michael Gwisdek als Badeverhinderungsmeister. Szenen mit ihm können gar nicht schlecht sein.
Snake Müller, so heißt der Großfischjäger und Surfpaddler, bekommt sein Bier macchiato. Eine erste zarte Annäherung an das Fräulein vom Amt, jenem für Stadtmarketing.
Frank Castorf gibt sich auch die Ehre und säuft mit einem lieben Kollegen Ouzo beim Griechen.

Krisensitzung im Rathaus, es wurde eine herrenlose Hand gefunden. Henry Hübchen – auch einer aus der Kategorie Gwisdek – als stuhlklebender und wahlkämpfender Bürgermeister von Friedrichshagen präsidiert einer Versammlung des Grauens aus der ganz normalen Kommunalpolitik, vom schleimigen Großbesitzer (Benno Fürmann) bis hin zur stillwütigen Übermutter. Detlev Buck gibt das, was er am allerbesten kann, den ständig überforderten Polizisten Müller, und komplettiert das unfehlbare Trio.

Wer über den Gemeinderat nicht lachen kann, hat nie einen solchen erlebt. Vera vom Stadtmarketing (Anna Maria Hirsch) öffnet den Werkzeugkoffer und spielt Bullshit-Bingo. Von den drei Varianten bleibt erstmal b) übrig, wir machen weiter wie bisher. Später wird das präzisiert, weiter wie bisher, aber mit Arbeitskreis.

Die Handlung selbst ist nicht wirklich wichtig. Es reihen sich Szenen an Szenchen, jede mit schrägem Witz versehen, mal besser, mal ganz gut. Haußmann und Regener geben als running Gag ein musizierendes Polizistenduo und sind omnipräsent, auch als unparteiisches Taucher-Duo und als Kreuzberger Haifischimitate.

Man kann auch einiges lernen: Casablanca gibt es jetzt in Farbe und 3D, ein Lagerfeuer am Strand wird größer, wenn man die zugehörige Gitarre reinschmeisst. Haie kann man mit Bier fernhalten. Und Zigaretten-holen-gehen ist für einen Nichtraucher dasselbe wie Scheidung.

Der Friedrichshagener ist der Italiener Berlins, auch das ein Merksatz. Der Witz erschließt sich erst, wenn man jenen verschnarchten Teil von Köpenick (und damit auch irgendwie von Berlin) näher kennt.

Gabi Müller (Annika Kuhl), Historikerin und die Ex vom Snake (Uwe Dag Berlin spielt sich vermutlich selbst und muss sich gar keine Mühe geben, großartig zu sein) findet heraus, wie der Hai in den See gelangte: Ein RGW-Ringtausch bescherte der DDR einen kubanischen Zierhai im Tausch gegen Schafskäse, der (über die Zoffjets) von den Bulgaren erworben wurde. Und wenn das liebe Haustier größer wird, landet es halt in der freien Wildbahn, das kennen wir ja auch von anderen Arten … Der Fischexperte Müller von der HU (Tom Schilling rollenbedingt etwas eindimensional, aber gut) staunt.

Die Auslösung des Hai-Alarms ist nur noch Sache eines Formulars. Die gelbe Flagge wird gehisst, der Müggelsee wird großräumig zum Sperrgebiet erklärt. Der Bürgermeister, natürlich auch er ein Müller, trägt Helm und freut sich über die Wahlkampfhilfe.
Sogar die Rainbow Warrior wird gesichtet, sie kommt – dank eines Übermittlungsfehlers – wegen den Walen. Der Bürgermeister versteht natürlich „Wahlen“ und bekommt feuchte Hände.
Katharina Thalbach als wirre Alte ergänzt kongenial das bunte Treiben, es macht einfach Spaß zuzusehen.

Wenn wir schon Hai-Alarm haben, können wir auch das Straßenfest im sicheren Teil der Krisenregion wiederholen. Und es läuft und läuft und läuft … Der Gemeinderat besäuft und schlägt sich.

Soweit ist also alles in Ordnung, man hat sich im Ausnahmezustand eingerichtet. Aber der (nicht nur) Strandbadbesitzer tanzt am Ufer einen Zorbasschen Sirtaki, der gesperrte Müggeldamm versteppt langsam. Eine Gegenbewegung gründet sich, „Hopp hopp hopp, Hai-Alarm Stopp!“. Bürgermeister Müller-Wendig stellt sich an die Spitze derselben und fordert vom Drachen- oder besser Haifischtöter Snake Müller Taten oder zumindest das Eingeständnis eines Fehlalarms, sonst fluten die Wutbürger den Müggelsee mit Bier.

Showdown an Bord des Hausboots. Eigentlich hat man sich schon friedlich geeinigt, aber Marketing-Maus Vera (die sich, nachdem sie sich vom Fischersmann ins Netz wickeln ließ, einen veritablen Zickenkrieg mit dessen Ex liefert) hat ein wenig manipuliert: Statt weißem steigt roter Rauch auf, das Bier ergießt sich in Strömen. Schaum-Alarm! Viel Schaum um ganz viel Nichts! Das kommt marketingmäßig ganz wunderbar.

Snake Müller hat nun die Schnauze voll und will zurück nach Hawaii. Der kurze Kampf zwischen der kühlen Ex und der siegestrunkenen Maid um die freie Koje ist schnell entschieden, letztere geht über Bord.
Und die beiden schippern in den Sonnenuntergang, aus dem Unterdeck taucht noch der falsche Grieche, der Wirt vom Castorf auf, auch er ein Müller, wie Snake ein Teil des haifischaussetzenden Brüderpaars von damals.
Und der Müggelsee ist schaumbedeckt.

Es lässt sich ahnen (und ließ sich vorher auch auf facebook mitverfolgen), wie viel Spaß die Crew beim Drehen hatte. Das überträgt sich auf den Saal, selbst meine hartnäckige schlechte Laune verzieht sich klammheimlich.
Die Musik fällt ein bisschen ab, da ist man Besseres gewohnt vom Regener. Aber was will man mehr von einem Film? Ich meine, von einem, der unterhalten will und nicht die Lösung der Weltprobleme verspricht? Ich bin’s zufrieden.

NOsterspaziergang

Vom Eise bedeckt sind Strom und Bäche

Durch des Winters kühlen, gefrierenden Blick;

Im Tale birst ein Schnüffelstück.

Der junge Frühling, in seiner Schwäche,

Zog sich in laue Gebäude zurück.

Von dorther sendet er, greinend, nur

Ohnmächtige Schauer trauriger Postings

In Massen über die eisige Flur;

Aber Knecht Rupprecht duldet nichts Heißes.

Überall quält er Mensch wie auch Tier,

Nur weiß gilt ihm als Farbe hier;

Denn an Blumen fehlts im Revier,

Gibt auch keine geputzte Menschen dafür.

Kehre dich um, von diesen Höhen

Nach der Stadt zurück zu sehen!

Aus dem weiß glänzendem Tor

Dringt der graue Schneematsch hervor.

Jeder wärmte sich heute so gern.

Sie weinen über die Vereisung des Herrn,

Denn sie sind selber eingefroren,

Aus schöner Häuser warmen Gemächern,

Aus Handwerks- und Gewerbesbanden,

Aus dem Schutz von Giebeln und Dächern,

Aus der Straßen quirliger Menge,

Aus der Kirchen ehrwürdiger Nacht

Sind sie alle in die Kälte gebracht.

Sieh nur, sieh! wie mühsam sich die Menge

Durch die Gärten und Felder zerschlägt,

Wie der Fluß in Breit und Länge

So manche dicke Eisscholl‘ bewegt,

Und, bis zum Schornstein tief gefroren,

Versinkt auch jener letzte Kahn.

Selbst von des Berges fernen Pfaden

Hört man die Eingeschneiten klagen.

Ich sehe schon des Dorfes Schänke,

Hier ist des Volkes letzte Tränke,

Ermattet stöhnet groß und klein:

Einst war ich Mensch, jetzt frier ich ein!

Die Liebe und das Vaterland

„Vaterlandsliebe“ … Unlängst aus dem Touri-Geplapper an der Fähre herausgehört: „… mehr Angst als Vaterlandsliebe …“.
Ja, sicherlich. Ist ja auch nicht schwer.

Aber ein schönes Wort, diese „Vaterlandsliebe“. Bringt einen auf Gedanken.
Zunächst einmal würde ich das aus meiner Perspektive dem homosexuellen Spektrum zuordnen. An sich kein Problem, ich wollt es nur mal gesagt haben.

Gibt es dann auch eine Vaterlands-Jugendliebe? Und muss man nach dem ersten Mal gleich heiraten, weil sonst die großen Brüder böse sind?
Wie ist das mit dem Körperlichen? In meinem Verständnis – gut, rein subjektiv – gehört das ja doch irgendwie dazu? Ob nun dreimal täglich oder jeweils am Hochzeitstag, bleibt der Neigung und der körperlichen Verfassung überlassen, aber ganz ohne? Schwierig, um diese schöne neudeutsche Vokabel auch hier unterzubringen.

Wie äußert sich Vaterlandsliebe? Gedichte schreiben, ok. Und sonst?
Kann ein Mann mehrere Vaterländer gleichzeitig lieben? (Bei mir wärs neben dem Königreich Böhmen dann noch die Bunte Republik, aber das nur nebenbei.)
Und die Frauen? Stabile Zweierbeziehung? Vaterfigur fällt mir da ein, oder besser Vaterlandsfigurliebe. Oder Vaterfigurlandsliebe? Jedoch, allein wegen der Figur liebt man doch nicht?

Apropos, kann ein Vaterland auch fremd gehen? Und wenn ja, auf welchem Mutterboden?
Gibt es auch Dreiecksbeziehungen? Offene? Führt das zu diplomatischen Verwicklungen? Wird der Botschafter einbestellt? Wozu? Zur Vaterlandsliebe?

Wozu führt unglückliche Vaterlandsliebe? Zum Wahnsinn, wie sonst auch? Oder nur zur Staatenlosigkeit?
Und, ganz wichtig: Gibt es freie Vaterlandsliebe? Ist Europa so was Ähnliches? Und warum ist Arthur Schnitzler dann ein Schweizer?
Für die, die bis hier durchgehalten haben:
Vaterlandsliebesspiel. Vaterlandsliebesvorspiel. Mir fällt da nur die teutsche Nationalmannschaft (m/w) ein. Erst singen, dann spielen.
Kann man Vaterlandsliebe erzwingen? Von welcher Seite aus?

Hm.
Ich glaub, ich hab in Stabü nicht aufgepasst.
War das jetzt schon Sex?

Die fünf Anomalien des Autofahrers

In meinen gut vier Jahrzehnten als Verkehrsteilnehmer ist mir ein Sachverhalt immer wieder bewusst geworden, den ich anfangs nur ahnte, letztlich mit langjähriger Feldforschung und einigen Selbstversuchen vorgestern endlich endgültig verifizieren konnte:

Der Autofahrer unterscheidet sich vom normalen Menschen durch einige Anomalien, genauer gesagt durch Stücker fünf an der Zahl. Diese sollen im Folgenden kurz skizziert werden.

 

A1 (um hier einen Fachterminus zu verwenden):

Bewusstseinsübergang vom Fahrer zum Fahrzeug

Im Ergebnis kann der Fahrer die Körperlichkeiten beider Ob- bzw. Subjekte nicht mehr sauber trennen, es kommt dann zu dem schönen Satz „Ich steh dahinten“. Von anderen Transportmitteln ist dies bisher nicht bekannt, weder bei Kreuzfahrtschiffen, Bollerwagen, Fahrrädern oder Pferden liegen entsprechende Augenzeugenberichte vor. Ob der Bewusstseinsübergang auch bei LKW und Motorrädern stattfindet, ist in der Fachwelt noch umstritten.

 

A2:

Übertragung der Hygieneregeln vom Fahrer auf das Fahrzeug

Diese eng mit A1 verwandte Anomalie führt dazu, dass der Fahrer seine eigenen Körperpflegerituale auch an seinem Fahrzeug ausführt. Gern wird dies im traditionellen Fahrzeugpflegergewand vollzogen, das aus einem ehemals weißen Feinrippunterhemd, einer zerschlissenen Jogginghose in Schockfarben (wichtig sind dabei die großen Beulen an den Knien) und strassentauglichen Pantoffeln besteht. Profis tragen dazu noch ein Käppi mit der im Besitz befindlichen Automarke, um nicht versehentlich den falschen Wagen zu putzen.

Es sind auch Fälle einer vollständigen, also restlosen Übertragung des eigenen Reinigungsbedürfnisses auf das Fahrzeug bekannt, bzw. es wurden solche ruchbar.

 

A3:

Persönlichkeitsspaltung am Steuer

Die letzte der intrarelationalen Anomalien beschreibt die Verwandlung eines an sich friedfertigen Menschens in einen überreizten Fluchkanonier, der seine Umwelt generell als feindlich betrachtet, sobald er ein Lenkrad umfasst. Hier steht die Wissenschaft noch ganz am Anfang, eine Arbeitshypothese geht von einem doppelt asymptotischen Zusammenhang zwischen dem Verhalten außerhalb und innerhalb des Fahrzeugs aus, d.h., beide Alltagsextreme (lammfromm und bösartig) zeigen signifikant negative Verhaltensweisen im Verkehr, alle anderen sind irgendwie beherrschbar.

Über die Ursachen dieses Phänomens ist erst recht nichts bekannt, auch kennt man bislang kein Gegenmittel.

 

B1:

Krankhaft verändertes Rechtsempfinden

Hier handelt es sich um eine Anomalie in Bezug auf die (natürlich feindliche) Umwelt. Sie tritt oftmals in Verbindung mit A3 auf und führt beim Fahrer zum Grundgefühl, generell im Recht zu sein. Gern wird dies auch mit „eingebauter Vorfahrt“ beschrieben, vor allem bei Fahrzeugen mit höherem Kraftstoffverbrauch. Der davon Befallene nimmt Verkehrszeichen und Ampeln nur dann wahr, wenn sie ihn in Vorteil setzen.

Sollte sich das Problem nicht kurzfristig von selbst erledigen, erzielt man gute Therapieerfolge mit der Verschreibung von Kleinwagen oder bei schweren Fällen mit der Versetzung in den einstweiligen Fußgängerstatus.

 

B2:

Selektive Wahrnehmung von Verkehrsteilnehmern

Diese Anomalie ist inzwischen so weit verbreitet, dass die Fachwelt sich streitet, ob sie überhaupt noch als solche bezeichnet werden kann.

Sie bezeichnet das Vermögen von Autofahrern, durch nichtmotorisierte Strassenpartner einfach hindurchzusehen. Gut beobachten lässt sich dies an Einmündungen unterrangiger Strassen (wer nicht gesehen wird, kann auch kein Vorrecht haben) oder beim beliebten Parken vor abgesenkten Bordsteinen. Da ersteres inzwischen zum guten Ton gehört, verzichten viele Fußgänger und Radfahrer inzwischen auf die Ausübung ihres Vorrangs und tragen damit dazu bei, diese Anomalie in eine gesellschaftlich anerkannte Verhaltensweise zu überführen.

 

Das Vorstehende kann natürlich nur der allererste Einstieg in eine breit angelegte, interdisziplinäre Forschung sein. Neben der notwendigen weiteren Befassung mit den Grundlagen (eventuell sind sogar weitere Anomalien zu entdecken) gibt es zahlreiche Einzelfragen, die einer wissenschaftlichen Bearbeitung bedürfen. Exemplarisch seien genannt:

  • Aus welchem Missverständnis speist sich das oftmals angenommene Menschenrecht auf kostenloses Parken vor der eigenen Haustür?
  • Warum kauft jemand Pseudo-Geländewagen, wenn er doch maximal Bordsteine überfährt?
  • Was führt zur generellen Ignorierung von Geschwindigkeitsvorgaben bei ansonsten kreuzbraven Bürgern?
  • Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem Selbstbewusstsein des Fahrzeughalters (oder ggf. von körperlichen Ausprägungen) und der Leistungsstärke seines Fahrzeugs?
  • usw.

 

Also ein weites, dankbares Feld, ihr jungen Forscher und -innen. Frischauf ans Werk, oder auch: Vollgas! Die Welt wird es euch einmal danken.

 

So war 2013 – ein vorauseilender Rückblick

 

Januar: Wegen eines Übermittlungsfehlers wird der geplante Parteiverbotsantrag versehentlich gegen die FDP gestellt. In der Vorprüfung wird allerdings so viel belastendes Material gefunden, dass die Bundeswehr erstmals im Inneren eingesetzt wird. Sämtliche Funktionäre der früheren „Liberalen“ werden durch sie eingesammelt und mittels der Costa Concordia nach Cuba verschifft.

Der FC Bayern wird im März zum Meister erklärt, da keiner mehr gegen ihn antreten will. Die Saison wird abgebrochen, die verbleibenden Spieltage werden für Deeskalationsseminare mit den Fans genutzt.

Am 1. April treten Ramsauer, Altmaier, Grube und Kretzschmann sowie Palmer gemeinsam in Schwäbisch Hall vor die kurzfristig eingeladene Weltpresse, sich an den Händen haltend. Während Grube erklärt, dass nach den jüngsten Berechnungen Stuttgart 21 am Ende sogar Geld übrig behielte, wenn man die Schadensersatzforderungen gegen die Demonstranten durchsetzen würde, lächelt Ramsauer stählern und gibt bekannt, das er die Lösung gefunden habe. Eigentlich seien es sogar zwei Lösungen: Der Bahnhof bleibt oben und in den Tunneln und Katakomben wird das dringend benötigte Endlager für Atommüll eingerichtet.

Altmaier nickt tapfer, Kretzschmann säuselt etwas von „fairem Kompromiss“ und Palmer sieht aus dem Fenster. Übrigens werde Herrn Dr. Kefer in beidseitigem Einvernehmen die Leitung der unterirdischen Anlagen (mit Präsenzpflicht) übertragen, schmunzelt Ramsauer noch vor den Schnittchen.

Der Flughafen BBI geht im Juli vorzeitig in Betrieb, allerdings nur für Segelflugzeuge. Eventuell wird in drei Jahren noch eine Nutzung als Frachtflughafen möglich sein. Die Politik zieht die lange erwarteten Konsequenzen: Die Sekretärin des Flughafenchefs sowie sein Pilot werden fristlos entlassen.

Im Sommer gibt es wieder sehr schöne Bilder von Angela in den Alpen zu sehen.

In Bayern wird im September nach einem erdrutschartigen Wahlsieg der Grünroten die nächste Räterepublik ausgerufen. Es kommt zur Konterrevolution, Garmisch-Partenkirchner Gebirgsjäger und Ammergauer Heckenschützen marschieren auf München, bleiben aber im Ferien-Rückreisestau stecken und werden zwischen den Toscana-Urlaubern aufgerieben.

Nachdem Seehofer zu den Grünen übergetreten ist, übernimmt er das neue Amt des Bairischen Generalpräsidenten, während Ude die Arbeit machen muss.

Nachdem man beim DFB einschätzt, dass sich an den Kräfteverhältnissen nichts geändert hat, verzichtet man auf die Austragung einer Fußball-Meisterschaft und ernennt den FC Bayern zum Meister. Begleitet wird dies durch eine gemeinsame Kampagne mit dem Familienministerium: „Samstags gehört Papi mir!“

Steinbrück wird mit klarer Mehrheit zum Bundeskanzler gewählt, tritt die Stelle aber nicht an. Man konnte sich nicht über das Gehalt einigen, munkelt man. Merkel bleibt somit vorerst kommissarisch im Amt.

Kurze Zeit später verleiht ihr Gauck den Titel auf Lebenszeit, woraufhin sie ihn zum Kaiser ausruft.

Zu Ehren beider und um die sieche Wirtschaft anzukurbeln, verzichtet das deutsche Volk auf Vorschlag von Papa Benedetto auf Weihnachten und arbeitet durch. Unentgeltlich, versteht sich.

Sonst war eigentlich nichts Besonderes.

Ehebruch und Kuckuckskind

Der wahre Kern der Weihnachtsgeschichte

Nicht nur zufällig, sondern auch ganz ohne Absicht wurde ich neulich mal wieder mit der Geschichte von Josef und Maria und „ihrem“ Kind konfrontiert. Nicht schlecht ausgedacht, der Autor hatte zweifellos Talent. In unserem Zeitalter, das später sicher mal nach Markus Söder benannt werden wird, sind jedoch einige Richtigstellungen unerlässlich.

Mit dem heute erreichten Stand der Wissenschaften kann man nämlich mit großer Sicherheit ausschließen, dass die Empfängnis der Maria gänzlich vegan, also fleischlos zustande kam. Auch war die Gentechnik damals weder erfunden noch erlaubt, intravenös scheidet damit auch aus.

Herr Gott (oder auch das Gott, wenn es beliebt) musste also die Sache selbst in die, nun ja, Hand nehmen und auf den Spuren des großen Kollegen Zeus wandeln.

In welcher Form er sich wohl der tugendhaften Gemahlin von Josef genähert hat? Vielleicht als Weihrauch? Und gab es damals schon „Kirche von hinten“? Egal.

Ich gönne jedem sein Späßle, aber es sei doch darauf hingewiesen, dass für diese Verfehlung heute ein einfacher Pfarrer seine Planstelle verliert. Ab einem gewissen Dienstrang wird der Ehebruch allerdings rückwirkend in eine Segnung umgewandelt.

Überhaupt, die Ehe. Wer denkt denn heute noch an den armen Josef? Welche Seelenqualen musste der erleiden mit seinen Hörnern? Was wohl die Kumpels in der Kneipe gesagt haben? Dass das Balg nicht seins war, musste ja irgendwann zu sehen sein.

Josef ist für mich der eigentliche Held der Geschichte und auch der Ahnherr aller Männergruppen.

Auch wegen der Erziehung des Kuckuckskinds. Was kann schlimmer sein, als wenn das pubertierende Wesen bei der traditionellen Tracht Prügel „du bist gar nicht mein Papa“ brüllt? Unschön für alle Beteiligten.

Wie oft derdiedas Gott wohl seinen Sohn gesehen hat? Die Rechtslage war ja damals eher unübersichtlich. Ging ersiees mit ihm in den Zoo? Oder hat die Arche Noah für Klein-Jesus bauen lassen? Manche Sonntags-Väter übertreiben ja gerne ein bisschen.

Und wie war das mit dem Unterhalt? Ganz unvermögend dürfte Gott ja nicht gewesen sein, ich hoffe, er ist seinen Pflichten auch nachgekommen.

Hatte Jesus eigentlich Geschwister? Wohl nicht. Gott hatte sicher anderes im Sinn inzwischen, und Josef war bestimmt der Appetit vergangen. Vielleicht hat er sich auch ganz seinen Kumpels zugewandt, hier schweigt die Bibel sich wie üblich aus.

Also ziemlich zerrüttete Verhältnisse, in denen der kleine Jesus da aufwuchs. Dass er später auf die schiefe Bahn geriet, eine Sekte gründete und die öffentliche Ordnung und Sicherheit gefährdete, muss uns nun nicht mehr wundern.

„Schön Feierabnd!“

Generell bin ich neustadtinduzierten Festivitäten gegenüber aufgeschlossen, aber es klappte leider nie bisher. Aber heute.

Seit Oktober gibt es dienstags die Feierabend-Party im Bärenzwinger, die winterliche Ersatzdroge zur Saloppe. Hab nur Gutes gehört bisher.

Ach, der Bärenzwinger. Zwiefache Wehmut umfasst mich, als ich rechtzeitig vor Neun, also kostenlos, das ehrwürdige Gemäuer betrete. In der großen Tonne hab ich oft den Gundermann gehört, bevor die Evangelisten den Club rausgeworfen haben, wofür sie in der Hölle schmoren werden. An der Garderobe musste der Letzte den Mädels immer Sekt spendieren, das ist mir auch ein paar Mal gelungen.
Der zweite Grund der Wehmut ist übrigens rein privat.

Nette Mädels gibt es immer noch, hinterm Tresen. Und die Eibauer Brauerei hat den Laden fest im Griff, sogar Zwickel gibt es vom Fass. Gut so.
Noch ein Lob: Die Wiener werden mit warmem Toast serviert. Wer das für selbstverständlich hält, kauft selten welche.

Der Laden füllt sich nur langsam, es schneit ja auch seit Tagen. Die Musik ist angemessen, sogar alte Tocotronic-Kracher kommen zur Aufführung. Einziger Mangel aus meiner Sicht: Alles sehr herrenlastig bisher.

Auf dem unvermeidlichen Großbildschirm flimmern Fotos vergangener Partys. Scheint richtig was losgewesen zu sein. Ach, ich war ewig nicht hier. Warum eigentlich?

Den Vorteil der Ersparnis von 5 Eu Eintritt (Studis 3) bezahle ich mit etwas Langeweile. Bilder von fröhlich-trunkenen Menschen sind auch nur eine gewisse Zeit unterhaltsam, zumal ich kein Schwein kenne, weder auf den Fotos noch im Saal. Auch die Musik wird anstrengend, Karat wollte ich eigentlich nie wieder hören. Ich warte, das was passiert.

Ein schönes Paar betritt den Raum und unmittelbar danach die Tanzfläche. Respekt, bei mir haben die vielen Tanzstunden leider gar nicht angeschlagen.

Die Musik findet mit „Teil einer Jugendbewegung“ zu alter Stärke zurück, scheucht aber leider das Paar von der Fläche. Tja. Ist leider nicht wirklich tanzbar, aber schööön.
Der DJ korrigiert seinen Fehler schnell.

El Norberto, der Partymeister, ärgert sich ein bisschen über die Weicheier beiderlei Geschlechts, die der harmlose Schnee vom Kommen abhält. Beim letzten Mal wären 120 Menschen dagewesen, versichert er glaubhaft. Zum Trost gibt’s Johannisbeerschnaps aufs Haus, von dem ich unverzüglich betrunken werde.

Qualm on the dancefloor? Feurio?! Nein, nur Depeche Mode – Beweihräucherung. Alle, die sich berufen fühlen, stürmen das Parkett, allein an Menschen fehlts im Revier, um den Faust auch hier unterzubringen (nächste Vorstellung übrigens am 17.12.).

Unmerklich fast füllt sich der Laden doch ein wenig. Die, die da sind, haben Spaß, so soll es sein. Für die anderen kann ich das nicht beurteilen. Am Bildschirm jetzt Impressionen von Echtermeyers legendären Straßenbahnpartys, hübsch anzusehen.

Wir Werktätigen wissen, was um halb Elf ist: Da werden wir müde. Bleiben aber trotzdem noch.
Und es lohnt sich: Eine Dame ist ihrer Kluft nach offenbar grad vom Hengst oder auch Wallach gestiegen, Prinz Charles wäre begeistert ob des knappen Dress. Die einschlägigen Scherze müssen leider unterbleiben, dieser Blog ist und bleibt jugendfrei.

„Boots are made for walking“, naja, geben wir dem Laden noch eine Bierlänge.
Dieselbige später hat sich die Lage nicht geändert: gute Stimmung, meist gute Musik, gutes Ambiente, gute Bar. Fünfzig Leute mehr, und die Sache wär perfekt. (Da hätten übrigens nur die Hälfte derer kommen müssen, die sich per Facebook angemeldet hatten, aber so ist das nunmal.)

Der Volkskorrespondent tritt den halbwegs geordneten Rückzug an, mit dem festen Entschluss, bei fairen Randbedingungen wiederzukommen. Die Feierabend-Party hat es verdient. Nächste Gelegenheit schon am 18.12., und dann am 8. und 22. Jänner, falls die Welt zuvor nicht abgeschaltet wird.