„Es können doch nicht alle rüber!“
„Es können doch nicht alle rüber!“
„Schneckenmühle“, nach dem Roman von Jochen Schmidt für die Bühne eingerichtet von Beret Evensen und Robert Lehniger, Regie Robert Lehniger, gesehen am 17. März 2014 am Staatsschauspiel Dresden
„Es können doch nicht alle rüber!“ ruft verzweifelt der frischgebackene Lagerleiter Jörg, nachdem auch noch seine Vorgängerin türmte, vermutlich über Ungarn. Schon zuvor kamen in unschöner Regelmäßigkeit die Gruppenleiter abhanden, der Sommer des Jahres 89 ist einfach zu bewegt und die tschechoslowakische Grenze zu nah im Kinderferienlager „Schneckenmühle“ bei Liebstadt, Bezirk Dresden. Wie soll man das den Kindern erklären, die doch mit ihrer Pubertät und der Erforschung des antagonistischen Geschlechts mehr als genug zu tun haben?
Mittendrin Jens im Waschbär-Nicki, der als einziger bei der Lagerdisko noch nicht getanzt hat und nicht nur deshalb ein Außenseiter ist in der Horde von Halbstarken. Wenn man sich doch aussuchen könnte wer man ist. Das Küssen wird vorerst mit den Fingern geübt, in der Hoffnung, das dann in echt auch noch was im Kopf passiert.
Doch es gibt noch die Sächsin Peggy, von der Berliner Mehrheit des Lagers zur Miss Piggy ernannt, auch sie ist also draußen. Wie die beiden Verlierer sich sacht annähern und fast auch finden, ist einer der Hauptstränge der wirklich ergreifenden Geschichte von Jochen Schmidt, die nun in Dresden auch auf die Bühne gelangte.
Doch es geht auch um die Wende, um das Verstehen einer Wirklichkeit, die so gar nichts mit den eingelernten Losungen zu tun hat. Die Jugendfreunde stellen Fragen, die ihnen keiner beantworten kann, die kaum Älteren der Lagerleitung haben selber welche.
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