„Der Arbeiter hat kein Vaterland!“ – zur Krim-Frage
So barsch wie ein (mir) unbekannter Kommunist kann man das Thema auch abhandeln, zumindest, wenn man einen klaren Klassenstandpunkt vertritt. Ich habe gewisse Sympathien für diese Sichtweise, glaube aber dennoch, dass auch die Arbeiterin Wert auf etwas Mutterboden legt, und möchte deshalb vor diesem Hintergrund etwas zur Krim zum Besten geben.
Wie zu erwarten war, hat die Bevölkerung der teilautonomen Republik Krim der Ukraine (kann sein, dass der Titel nicht ganz korrekt ist) in einem Referendum dem Beitritt zur Russischen Föderation mit „überwältigender Mehrheit“, wie es auch früher schon so schön hieß, zugestimmt. Nach Vollzug der Formalien hat dann auch theoretisch Russland auf der Krim das Sagen, praktisch wird sich da nichts ändern.
Wenn nicht, … ja, wenn nicht was? Die NATO Russland den Krieg erklärt? Unsinn, so wichtig ist diese Schwarzmeerhalbinsel nicht, und der „Krimskoje Champagner“ genannte Schaumwein von dort war auch schonmal besser. Die wohlfeilen, aber zahnlosen Proteste der letzten Wochen gegen dieses Stück Machtpolitik aus dem Putinschen Lehrbuch werden kurz nochmal anschwellen, ehe dann die nächste Sau durchs Weltendorf getrieben wird.
Und nu? Mal abstrahiert betrachtet: Für den Menschen auf der Krim, egal ob nun russischer oder tatarischer oder sonstwelcher Nationalität, wird sich die nahe Zukunft eher zum Besseren gestalten. Den neuen Pass hat sie womöglich schon, Russland wird sich bemühen, die Krim erblühen zu lassen, und die Sonne wird sicher weiter scheinen.
Die Ukraine hat fortan einen Mitleidsbonus, der sie zügig an die EU heranführen wird. Putin, also Russland, weiß, das er nun mal wieder einige Jahre die Füße stillhalten muss. Die EU geht zur Tagesordnung über (das Freihandelsabkommen ist zu beschließen [bzw. abzulehnen, der Säzzer]), die USA wenden sich andere Spielwiesen zu. So schlimm ist das alles nicht.
Gut, man kann einwenden, dass staatliche Souveränität ein hohes Gut ist. Und die Ukraine nun mal ein völkerrechtlich anerkannter Staat, dem da per Handstreich ein gutes Stück Land abgeknapst wird (Ähnlichkeiten mit Fällen in Vormals-Jugoslawien sind rein zufällig). Nur, wenn man bedenkt, auf welche Weise – nämlich die des Schuhplattlers Nikita – die Krim zur Ukraine gelangte und welche obskuren Kräfte dieselbe grad regieren, mag man sich nicht so weit hinauslehnen in seinem gerechten Zorn.
Will meinen, ich bin unsicher. Einen „richtig Guten“ kann ich in der ganzen Geschichte nicht entdecken. Ist ja auch kein russisches Märchen, Wanja ist schon lange desertiert.