Von der mühsamen Erzählung einer überhaupt nicht interessanten Geschichte


„Von der langen Reise auf einer heute überhaupt nicht mehr weiten Strecke“ von Henriette Dushe, Regie Babett Grube, Premiere am Staatsschauspiel Dresden am 18. Mai 2018

Der Titel hat was Spannendes, keine Frage, auch wenn er der amerikanischen Dramatik entlehnt scheint. Nur erfüllt die Dresdner Inszenierung dessen Versprechen kaum, sie verheddert sich in einer selbstmitleidigen Familienaufstellung ohne Vater.

Schön war das sicher nicht, was damals denen widerfuhr, die sich per Ausreiseantrag offiziell vom Staate DDR abwandten. Vor allem die Kinder, deren Einfluss auf diese Lebensentscheidung wohl kaum vorhanden war, saßen fortan so lange zwischen den schulischen und heimischen Stühlen, bis ein grauer Mann die frohe Botschaft überbrachte, ganz sicher nicht im Genscherschen Duktus.

Und sicher sind die psychischen Deformationen beachtlich und nachvollziehbar, die sich aus der harten Landung auf dem Traumschiff im Schwarzen Kanal ergaben. Ebenso verständlich ist es, wenn eine Betroffene das aufzuarbeiten versucht. Aber: Will man das auf der Bühne miterleben?

Ja, wenn es so leichtfüßig wie vor einigen Jahren bei „Adam und Evelyn“ daherkommt, nein, wenn man wie hier einer Schreitherapie beiwohnen muss. Da ist weder Schau noch Spiel, allenfalls eine spärlich inszenierte Textrezitation mag man das nennen, auch der verunglückte Retro-Look der um ihre Aufgabe nicht zu beneidenden Darstellerinnen (ohne Gender- *) trug seinen Teil zum Ärgernis bei. „Wozu die ganze Hysterie?“ war man oftmals versucht hineinzurufen, wenn selbst banale Textzeilen gekreischt wurden. Die Geschichte berührte eher peinlich als mitfühlend, des Vaters innere Emigration konnte man bald nachvollziehen.

Für diesen Anlass eher übertrieben war auch das einzige Bild der ansonsten leeren Bühne, die Hülle eines Heißluftballons. Anfangs vor allem als Bettzeug genutzt, wurde diese dann irgendwann dramatisch in den Bühnenhimmel gezogen, um bald wieder herunterzufallen. Zumindest ein einheitliches Niveau kann man dem Abend also bescheinigen.

PS: Mit der Bewältigung der jüngeren Vergangenheit hatte das Staatsschauspiel in dieser ersten Clement – Spielzeit generell wenig Glück. Außer einer schnurgeraden „Nationalstraße“ steht nichts auf der Habenseite, weder der verirrte „Weg ins Leben“ noch der staubtrockene „In seiner frühen Kindheit ein Garten“ konnten überzeugen. Und auch die „lange Reise“ von heute abend muss man leider ermüdend nennen.

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