Getagged: Hartung
Tausend grobe Schnitzer sind nicht genug.
Schneeberg zum Zweiten.
„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist der beste Nazi im ganzen Land?“ So wird sich Apfel sicher seit Jahren vor dem Einbau-Schlafzimmerschrank drehen, wenn er sich morgens in den C&A-Anzug zwängt. „Natürlich Ihr, mein Führer“, wird der Spiegel vermutlich beflissen antworten.
Aber seit einigen Wochen bekommt Apfel, wenn er sich den obersten Hemdknopf zuwürgt, noch Folgendes zu hören: „Aber dort, hinter den sieben Schneebergen, gibt es einen Hartung, der ist noch tausendmal nazionaler als Sie.“ Man weiß, wie die Geschichte weiter geht.
Da sind sie also wieder lichtelgelaufen, die Kameraden, für’s Vaterland und gegen die Flüchtlinge, mit maximal tausenddreihundert Leuten, die sich auch schnell wieder verliefen. Einen Erfolg kann man das nicht nennen, zumal die Beteiligten sehr eindeutig gewissen Kreisen und/oder einem unteren IQ-Bereich zuordenbar waren. Und da musste dann auch eine NPD-Landtagsabgeordnete als Volkes Stimme herhalten (ein grober Schnitzer des MDR-Fernsehens), denn an richtigen Menschen mangelte es im Revier.
Schneeberg ist nicht das braune Nest, wie von einigen erhofft und von vielen befürchtet. Dennoch wird die NPD hier eine Wahlkampfzentrale errichten und weiter lichteln, was bleibt denen auch übrig? Andere Kernthemen wie Autowaschen am Sonntag und volkstümliche Autokennzeichen hat ja schon die sächsische FDP besetzt.
Und vom Hartung wird man noch viel hören. Wer mit 24 Jahren schon so ein Demagoge ist, der taugt auch zum Reichsjugendführer.
Aber eine große Gruppe von friedlichen Gegendemonstranten macht Hoffnung, dass sich der braune Qualm bald wieder verzieht und den Blick freigibt auf die Aufgaben, die wir (unter anderem) haben: Für ein menschenwürdiges Dasein der Flüchtlinge zu sorgen, die aus den verschiedensten Gründen hier stranden. Das ist unser Land der Welt schuldig, nicht erst, aber besonders seit dem zweiten Weltkrieg.