Thälmannstraße 89/3: Nach der Aktion ist vor der Anwerbung
Montag, 15.09.14, Der Funk-Turm
Das anfängliche Klaviergeklimper nervt etwas.
Redakteur Dr. Helmstedt fordert „Mehr Tiefe“, dem kann ich mich anschließen. Vermutlich hat er aber andere Vorstellungen als ich. Etwas wie der Turm soll es werden, nur halt im Radio, kein Lindenstraße im Dederonkittel.
Da müsste man dem Ganzen aber etwas mehr Zeit einräumen, so bleibt es bei Ansätzen. Es geht heute um die Pleiße-Aktion, also das Skelett in der Badewanne vor den Augen des Chemie-Ministers. Jener und sein Gastgeber, Erster Sekretär der Bezirksleitung, erfüllen jedes Klischee.
Dann die Wanne vor dem Parteihaus und eine Protestbriefübergabe, sirenenumheult. Die Provokateure werden festgenommen, in echt wäre das wohl mit weniger Aufsehen geschehen.
Dass der Genosse Minister dann festlegt, wegen der angegriffenen Gesundheit des Politbüros diesem eine weitere Aufregung zu ersparen, den Vorfall zu vertuschen und die feindlich negativen Kräfte laufenzulassen, wirkt etwas konstruiert, ist aber vermutlich dramaturgisch notwendig.
Kurz nach der heutigen Folge hört man einen Trailer für den abendlichen Radio-Tatort. Vielleicht wäre das ja das bessere Format gewesen.
Mittwoch, 17.09.14, Welche Rolle spielst Du?
Markus kehrt zurück, unversehrt und nach einem kurzen Aufenthalt in der runden Ecke wieder freigelassen. Das erregt neben Johannas Freude auch erstmal deren Argwohn, aber außer dem Versprechen, nichts über die Sache zu erzählen, hat er nichts unterschreiben müssen. Wackelt etwa schon die allmächtige Stasi?
Zwischenzeitlich gibt der Erste Sekretär den Anschiss an Oberstleutnant Bentwisch weiter. Wie konnte das denn passieren, Genosse? Die Lage nicht mehr im Griff? Der Mann von der Sicherheit muss zugeben, dass sein IM in der Umweltgruppe außer Gefecht gesetzt sei, er habe sich in der konspirativen Wohnung mittels Ausrutschen das Bein gebrochen. Auch dies ein kleiner Treppenwitz der Geschichte.
Zur Wiedergutmachung bietet Bentwisch an, Johanna, die Freundin des Rädelsführers Markus und Banknachbarin seines Sohnes Jens, nun besonders ins Auge zu fassen, mit den üblichen Methoden. Die Geschichte gewinnt anscheinend an Dramatik.
Parallel lanciert MDR Figaro nun eine weitere mediale Begleitgabe zur Serie, diesmal sogar interaktiv: Ein Fragebogen, mit dem man seine Rolle in der Serie bestimmen kann. Stasi oder Widerstand, West-Redakteur oder Mitläufer?
Das ist ganz witzig, solange man es nicht zu ernst nimmt und drauf achtet, dass sich alle Fragen auf die Wendezeit beziehen und nicht auf die Gegenwart.
(Ich selber wäre übrigens eine Mischung aus Johanna, Schuldirektor und Markus, was mir nicht unplausibel ist)
Freitag, 19.09., Die Versuchung der Hl. Johanna
Es plätschert dahin, findet Redakteur Helmstedt, ein Knüller wäre gut, vielleicht eine Enthüllung … Der Klarname des IM in der Umweltgruppe scheint das Gewünschte zu sein, ist es aber dann doch nicht, da dessen Träger inzwischen im selben Funkhaus in höheren Etagen wirkt. Hübsche Idee, für mich der Höhepunkt bisher.
Johanna wird derweil zum Direktor gerufen, eigentlich eher zu dessen Besucher, der die Jugendfreundin mit der Notwendigkeit bekannt macht, für ein Medizinstudium nicht nur fachlich, sondern auch moralisch geeignet zu sein, woran in Johannas Falle wegen ihres Umgangs erheblich zu zweifeln wäre.
Den Gegenbeweis könne sie antreten, in dem sie künftig ein paar Berichte fertige, nichts Schlimmes, nur was man in der Gruppe „Initiative Grün“ (blöder Name übrigens) so vorhabe …
Formatbedingt fällt die Anwerbung sehr kurz aus, nach drei Minuten wird Johanna eine Telefonnummer in die Hand gedrückt, mit der Aufforderung, sich alsbald zu melden.
Dr. Helmstedt kann sich zwar nicht vorstellen, dass die Heldin darauf eingehen könnte, aber Bentwisch weiß es besser. Außerdem ist letztlich er der Herr der Geschichte.
Eine instrumentale Fassung von Karussells „Als ich fortging“ schließt sich an die heutige Folge an, das ist hübsch ausgesucht.